Digital Leadership - Die Schlüsselrolle von Führungskräften im digitalen Zeitalter

von

Digital Leadership ist für moderne Unternehmen von existentieller Bedeutung. Aber wie macht man das Unternehmen fit für den digitalen Wandel? Erfahren Sie hier mehr!

Einleitung

„Wir sind jetzt auch digital unterwegs: Zeitweise halten wir Meetings über Teams ab und seit letzter Woche haben wir einen Insta-Account, um mit lustigen Reels auch die jüngeren Generationen zu erreichen“ – Ja, diese Aussage einer fiktiven Führungskraft mag auf den ersten Blick überspitzt erscheinen. Aber ist sie das tatsächlich? Laut dem globalen Forschungs- und Beratungsunternehmen Forrester gaben im Jahr 2014 74% von 1.254 weltweit befragten Unternehmensvorständen an, zwar eine Digitalstrategie zu haben, aber nur 15% von diesen waren gleichzeitig auch überzeugt davon, dass sie auch über die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen, um diese Strategie überhaupt umsetzen zu können. Die Befragung fand vor 10 Jahren statt und deshalb handelt es sich bei den Ergebnissen um Schnee von gestern? Weit gefehlt! Denn im Digitalreport 2023 des European Center for Digital Competitiveness heißt es: „Unter den Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik gibt es keinerlei Zweifel, dass Deutschland bei der Digitalisierung im Rückstand ist. 2019 waren davon 89 Prozent überzeugt, aktuell sind es 96 Prozent“.

Es gilt aufzuholen! In einer Ära, in der Technologie unsere Lebens- und Arbeitsweisen in einem beispiellosen Tempo verändert, ist Digital Leadership zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg von Organisationen geworden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich in einem zunehmend digitalisierten Umfeld zu behaupten und gleichzeitig Innovationen voranzutreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch was genau bedeutet Digital Leadership und welche Eigenschaften und Fähigkeiten benötigen digitale Führungskräfte, um ihre Teams erfolgreich durch den digitalen Wandel zu führen? Dies und weitere wichtige Aspekte des Themas erfahren Sie im Folgenden.

Warum ist Digital Leadership notwendig?

Mindmap Digital Leadership

Bevor geklärt wird, welche Kompetenzen ein Digital Leader mitbringen muss und wie Sie Digital Leadership erfolgreich in Ihrem Unternehmen implementieren können, wird zunächst die Frage, weshalb Digital Leadership überhaupt notwendig ist, beleuchtet.

  1. Adaption an den digitalen Wandel: Die heutige Welt erlebt eine beispiellose Beschleunigung des digitalen Wandels. Unternehmen müssen lernen, mit diesem Schritt zu halten. Es reicht nicht aus, sich eine Instagram-Seite zu erstellen und die ein oder andere Besprechung via Teams zu absolvieren. Unternehmen müssen sich kontinuierlich an neue Technologien, Marktbedingungen und Kundenpräferenzen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
  2. Innovation: Technologien, Geschäftsmodelle und Produkte entwickeln sich dynamisch und rasend schnell. In sämtlichen Unternehmensbereichen wächst somit stetig der Innovations- und Veränderungsdruck. Digitales Leadership fördert eine Kultur der Innovation, die es Unternehmen ermöglicht, neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Indem sie Technologie effektiv einsetzen, können Digital Leader Wettbewerbsvorteile schaffen und ihre Organisationen an der Spitze des Marktes positionieren.
  3. Effizienz und Produktivität: Die richtige Nutzung von Technologie kann die Effizienz und Produktivität in Unternehmen signifikant steigern. Es ist die Aufgabe der Digital Leader Prozesse zu optimieren und zu automatisieren sowie Ressourcen effektiv zu nutzen, um die Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens zu verbessern.
  4. Kundenorientierung: In einer zunehmend digitalen Welt erwarten Kunden nahtlose und personalisierte Erlebnisse. Digital Leadership ermöglicht es, ein Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden zu entwickeln und setzt Technologie ein, um die Kundenerfahrung kontinuierlich zu verbessern.
  5. Wettbewerb: Die Marktsituation wird unvorhersehbarer und durch die zunehmende Globalisierung entsteht ein härterer Wettbewerb. Der Konkurrent ist nämlich nur einen kurzen Mausklick entfernt, wodurch auch die Vergleichbarkeit zwischen den Wettbewerbern vereinfacht wird. Digitale Plattformen und Marktplätze schaffen somit ein hohes Maß an Transparenz, erweitern die Auswahlmöglichkeiten und ermöglichen es den Kunden, von einem besseren Service zu profitieren.
  6. Veränderte Kommunikation: Flexible Arbeitsmodelle, wie beispielsweise virtuelle Arbeitsplätze in unterschiedlichen Zeitzonen, verändern die Kommunikation. Aber auch Kunden oder Lieferanten aus anderen Zeitzonen erfordern einen digitalen Wandel der Unternehmen, wenn diese Schritt halten wollen.
  7. Talentmanagement und Mitarbeiterengagement: Digital Leadership kann gut talentierte Fachkräfte anziehen, weiterbilden und dauerhaft – wie beispielsweise über die gerade angesprochenen flexiblen Arbeitsmodelle - an das Unternehmen binden. Durch die Förderung einer innovationsfreundlichen Kultur und die Ermöglichung von Entwicklungsmöglichkeiten können Mitarbeiter dazu motiviert werden, ihr Bestes zu geben.

Die digitale Welt dreht sich immer schneller. Unternehmen müssen in der Lage sein, Veränderungen schnell wahrzunehmen und bewerten zu können, um dann auf neue Entwicklungen effektiv reagieren zu können.

Kompetenzen und Eigenschaften eines digital Leaders

Doch damit ein Unternehmen dazu überhaupt fähig ist, braucht es einen Digital Leader. Dieser steuert den digitalen Wandel aktiv und treibt ihn stets voran. Doch wer sollte diese Aufgabe übernehmen? Im Idealfall wäre dies der CEO. In der Regel führt er das Unternehmen bereits seit vielen Jahren, ist mit den Abläufen, Produkten und Organisationsstrukturen vertraut und verfügt über den nötigen Einfluss, um Veränderungen, die das gesamte Unternehmen betreffen, umzusetzen. In den meisten Fällen verfügt der CEO jedoch nicht über die notwendigen Kompetenzen, um den digitalen Wandel adäquat anzustoßen und zu begleiten. Zudem wachsen die Anforderungen an die Führungsetage stetig, sodass eine einzelne Person diese kaum mehr allein bewältigen kann, weshalb der CEO für diese Aufgabe meist ungeeignet ist. Zudem ist es oftmals so, dass etablierte Vorstandsmitglieder von den bestehenden vertikalen Strukturen beeinflusst sind und sich vorrangig auf das Tagesgeschäft konzentrieren müssen. So sind sie meist nicht in der Lage, eine übergeordnete Vision und Strategie für den digitalen Wandel des Unternehmens zu entwerfen. Insgesamt kann also festgehalten werden, dass es meist ratsam ist, eine neue Stelle im Vorstand - den Chief Digital Officer (CDO) – zu schaffen und bestmöglich zu besetzen. Die expliziten Anforderungen an diesen Digital Leader und damit seine beruflichen Erfahrungen sind von Branche zu Branche verschieden, weshalb diesbezüglich keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden können. Jedoch können verschiedene Rollen festgemacht werden, die jeder Digital Leader verkörpern muss, um seiner Aufgabe gerecht zu werden:

  1. Impulsgeber

Digital Leader müssen stetig am Puls der Zeit stehen und Chancen sowie Risiken der digitalen Welt für das Unternehmen nutzbar machen. Sie sind also dafür verantwortlich, digitale Entwicklungen zu verfolgen, einzuordnen und abzuwägen, welche für das jeweilige Unternehmen relevant sind. Diese gilt es dann geeignet aufzubereiten und dem Unternehmen zu präsentieren.

  1. Change Leader

Neue Technologien oder Arbeitsroutinen müssen dem Unternehmen schmackhaft gemacht werden. Es liegt im Wesen der meisten Menschen, dass sie zunächst das, was ihnen fremd ist, ablehnen. Die Aufgabe eines Digital Leader liegt darin, Neues so zu präsentieren, dass die Vorteile für das gesamte Unternehmen leicht ersichtlich sind. Hierbei fährt er besser, wenn er – gerade bei radikaleren Veränderungen – an bereits Bestehendes anknüpfen kann. Diese Vorgehensweise fällt dem Gewohnheitstier Mensch erheblich leichter als der oft gehörte inhaltsleere Slogan „Wir müssen uns neu erfinden!“. Bei diesem kommt schnell ein Gefühl der Unsicherheit auf und die Mitarbeiter nehmen eine Abwehrhaltung ein. Entscheidend ist also, dass Digital Leader an Bestehendes anknüpfen und ihre Kollegen so erfolgreich „abholen“ und für das Neue gewinnen können. Der Digital Leader sollte demnach auch ein Experte im Bereich des Change Managements sein.

  1. Navigator

Die Rolle des Navigators hat der Digital Leader inne, da er, nachdem er mögliche Richtungen vorgegeben hat, das Kurshalten überwachen muss. Er muss das gesetzte Ziel stets im Blick behalten und gleichzeitig digitale Möglichkeiten im Blick haben und zur Zielerreichung gewinnbringend einsetzen. Aufgrund der Dynamik des digitalen Bereichs können Strategie- oder „Werkzeugwechsel“ notwendig werden. Es ist dann die Aufgabe der Führungskraft sicherzustellen, dass das Unternehmen weiterhin den richtigen Kurs fährt. Dabei müssen natürlich auch Risiken und Hindernisse antizipiert und beachtet werden.

  1. Digital Experte

Der Digital Leader ist Experte auf dem Gebiet „Digitalisierung“, sollte diese Rolle jedoch nicht dauerhaft ausspielen. Vielmehr sollte er das Ziel verfolgen, möglichst viele Mitarbeiter ebenfalls zu Experten zu machen. Um dies zu erreichen, teilt er sein Expertenwissen mit anderen und sieht sich selbst nicht dauerhaft allein an der Spitze des Wandels. Im Idealfall setzt er sich zum Ziel, dass seine Kollegen auf lange Sicht mehr wissen als er selbst. Nur so kann gewährleistet sein, dass man gemeinsam intensiv an einem Fortschritt arbeitet und dauerhaft am Puls des digitalen Wandels steht.

Um diese Rollen souverän verkörpern zu können, braucht der Digital Leader eines Unternehmens verschiedene Kompetenzen:

  • Umfassendes digitales Knowhow: Die elementare Kompetenz, die ein Digital Leader mitbringen muss, ist wie bereits erwähnt, eine fundierte Kenntnis digitaler Werkzeuge. Er sollte jederzeit in der Lage sein, digitale Tools sinnvoll und effizient in bestehende Prozesse zu integrieren, um die Produktivität zu steigern. Hiermit verbunden ist selbstredend auch der Wille, sich ständig weiterzubilden.
  • Offenheit und Helikopterperspektive: In der digitalisierten Welt steht man regelmäßig vor dem Problem, dass Dinge, obwohl sie auf kurzer Sicht funktioniert haben, bald nicht mehr die richtige Methode sein können. Deshalb ist es wichtig, dass der Digital Leader stets einen Überblick, eine Art Helikopterperspektive, über die langfristige Strategie, die Vision des Unternehmens, den Markt und die Konkurrenz behält. Hierdurch soll er schnell in der Lage sein, Trends zu erkennen bzw. diese zukunftsorientiert antizipieren zu können. Die Offenheit für Neues, gepaart mit einem gewissen Maß an Mut und Risikobereitschaft, befähigt den Digital Leader dazu, visionär zu denken und zu handeln.
  • Agilität: Wenn Unternehmen mit einer sich verändernden Umgebung konfrontiert sind oder auf neue Innovationen reagieren müssen, ist es entscheidend, dass sie agil sind. Digital Leader müssen dann schnell, aber bedacht handeln können. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Unternehmen von der Konkurrenz überholt wird.
  • Offenheit und proaktives Handeln: Ein Digital Leader leitet aktiv den digitalen Wandel im Unternehmen. Er scheut nicht davor zurück, bestehende Strukturen neuzudenken, um sie optimieren zu können, wenn dies für den langfristigen Erfolg erforderlich ist. Diese Haltung sollte er offen zeigen und auch seinen Kollegen vermitteln.
  • Positive Fehlerkultur: Eine ungünstige Fehlerkultur kann die Einstellung der Mitarbeiter negativ beeinflussen. Wenn Mitarbeiter Angst davor haben, neue Vorschläge zu machen, die potenzielle Risiken bergen könnten, kann dies das Unternehmen daran hindern, innovativ und flexibel zu sein. Deshalb ist die Akzeptanz von Fehlern bzw. eher die positive Sicht auf Fehler eine der wichtigsten Kompetenzen eines Digital Leader. Fehler sollten nicht bestraft, sondern als Gelegenheit betrachtet werden, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Durch die Schaffung einer solchen Unternehmenskultur werden Mitarbeiter ermutigt, neue Ideen vorzubringen. Neue Wege sind immer mit Fehlschlägen verbunden, aus denen neue Erkenntnisse gewonnen werden sollten.
  • Entscheidungskompetenz: Ein Digital Leader ist dafür verantwortlich, Veränderungen zu erkennen und auf bestmöglichem Weg umzusetzen. Dazu muss er bereit sein, Entscheidungen zu treffen.
  • Soziale Kompetenz: Auch die soziale Kompetenz spielt für einen erfolgreichen Digital Leader eine entscheidende Rolle. Da Change Management erfordert, dass die Mitarbeiter die Veränderungen akzeptieren, sind Empathie und eine angemessene Personalführung im Digital Leadership äußerst wichtig. Die Führungskraft muss schnelle Entscheidungen treffen können, gleichzeitig aber auch das Bewusstsein der Mitarbeiter für diese Veränderungen schärfen können. Mitarbeiter scheuen oft neue Projekte oder Arbeitsabläufe. Hier braucht es Empathie und Fingerspitzengefühl, zugleich muss der Digital Leader jederzeit als Vorbild für die Mitarbeiter fungieren.
  • Team(-building)-fähigkeit: Selbstverständlich sollte ein Digital Leader über fundierte Kenntnisse seines Fachbereichs sowie der verschiedenen digitalen Möglichkeiten verfügen. Dennoch ist es unmöglich, alles zu wissen. Daher ist es von großer Bedeutung, dass der Digital Leader die richtigen Mitarbeiter in sein Team integriert. Dabei ist es ebenfalls wichtig, ein Verständnis für Diversity zu haben. So können durch die Zusammenarbeit von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen vielfältige Ansätze und Ideen entwickelt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Ein Digital Leader strebt daher nicht eine hohe Position in einer steilen Hierarchie an, sondern fördert flache Organisationsstrukturen. Dadurch wird den Mitarbeitern mehr Freiraum und Selbstbestimmung gewährt, was es ihnen ermöglicht, agiler zu arbeiten und schnell auf Veränderungen zu reagieren. Ein Digital Leader erkennt nämlich, dass Veränderungen am effektivsten im Team angestoßen und umgesetzt werden.
  • Verständnis für New Work: Digital Leader müssen die Grundprinzipien von New Work verstehen und in der Lage sein, flexible Arbeitsmodelle und -umgebungen zu unterstützen. Sie sollten die Bedürfnisse und Erwartungen der heutigen Belegschaft verstehen und innovative Arbeitsmethoden wie Remote-Arbeit, kollaborative Tools und agile Arbeitsweisen fördern.

Ein Digital Leader versteht sich weniger als Vorgesetzter, sondern vielmehr als Coach und Impulsgeber für sein Unternehmen. Sein Ziel ist es, so viele Mitarbeiter wie möglich zu digitalen Experten zu machen. Um Veränderungen im Unternehmen langfristig zu bewirken, muss die digitale Führungskraft sowohl die traditionellen Prozesse und Strukturen im Unternehmen verstehen und respektieren als auch über den erforderlichen Einfluss, das Fachwissen und Charisma verfügen, um notwendige Veränderungen auf unternehmensweiter Ebene umzusetzen.

Wie implementiert man erfolgreich Digital Leadership?

Digital Leadership ist ein Führungskonzept, das am besten schrittweise in einem Unternehmen implementiert wird. Es sollte sich organisch entwickeln und entfalten, um für alle Beteiligten keine zu plötzliche Umstellung darzustellen. Eine solche führt nämlich meist zu einer Abwehrreaktion der Mitarbeiter. Digital Leadership sollte allmählich als selbstverständlich und insbesondere als notwendig wahrgenommen und deshalb akzeptiert werden. Aus diesem Grund führen Digital Leader die verschiedenen Maßnahmen normalerweise nacheinander ein. Dadurch erhält die Belegschaft die Möglichkeit, sich zunächst mit den Veränderungen anzufreunden und auch eigene Ideen einzubringen. Außerdem erfordert die Einführung neuer Technologien sowie möglicherweise die Digitalisierung sämtlicher Daten und Strukturen Zeit. Sobald alle erforderlichen Schritte eingeleitet sind, konzentriert sich das Unternehmen dann auf ein umfassenderes Konzept, das darauf abzielt, die fortschreitende Digitalisierung zu erhalten.

Wie dieses Konzept erstellt wird, ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren wie beispielsweise die jeweilige Branche, die Unternehmensgröße oder das aktuell zur Verfügung stehende Budget. Trotzdem lassen sich einige Kernfragen anführen, die die Führungsetage sich gemeinsam mit dem Digital Leader stellen sollten. Nach der Definition von Deloitte Digital und Heads! umfasst der digitale Wandel vier Phasen, in denen sich die Führungsetage mit folgenden Kernfragen befassen sollten:

  1. Phase: Wo stehen meine Branche und mein Unternehmen aktuell?
  2. Phase: Vor welche Herausforderungen wird die Digitalisierung mein Unternehmen stellen?
  3. Phase: Ist meine Organisation in der Lage, die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen?
  4. Phase: Wie können wir konstanten Wandel und Innovation im Unternehmen sicherstellen?

Die ersten drei Phasen gewährleisten das Überleben des Unternehmens, während die letzte Phase entscheidend ist, um langfristig einen nachhaltigen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen. In allen vier Phasen spielen die Mitarbeiter eine zentrale Rolle für den Erfolg der digitalen Transformation.

4 Phasen des Digital Leadership

In diesem Kontext ist es von elementarer Bedeutung, dass sich die Führungsetage bewusst macht, dass die Digitalisierung zu erheblichen Veränderungen führen wird. Für diese muss sie bereit sein - mehr noch - sie muss den Wandel jederzeit aktiv unterstützen. Wenn die Führungsetage nicht hinter dem Wandel steht, wird es für den Digital Leader sehr schwer, die Mitarbeiter für den Wandel zu gewinnen. Abschließend lässt sich festhalten, dass kontinuierliche Weiterbildungen und Schulungen unerlässlich sind, um stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Nur auf diese Weise lässt sich der digitale Wandel langfristig als fester Bestandteil in die Unternehmensstruktur integrieren.

Führungsstile, die mit Digital Leadership kombiniert werden können

Der Digital Leader eines Unternehmens kann Digital Leadership mit verschiedenen Führungsstilen kombinieren. Welcher oder welche Stile die richtigen Stile sind, hängt von den individuellen Charaktereigenschaften der Führungskraft ab. Es sollten nur diejenigen Führungsstile angewandt werden, die tatsächlich auch authentisch gelebt werden können, weil sie zur Persönlichkeit des Digital Leader passen. Zudem muss bei der Auswahl auch beachtet werden, welche Stile angesichts der Unternehmensstruktur, der jeweiligen Maßnahme und der Fähigkeit der Mitarbeiter am sinnvollsten erscheinen. Insgesamt kann jedoch festgehalten werden, dass wie bei jedem Change Prozess, alles mit den Mitarbeitern steht und fällt. Insofern ist ein Führungsstil von Nöten, der die Mitarbeiterzufriedenheit garantiert, beispielsweise indem ihnen Freiräume zur individuellen Entfaltung gegeben werden und sie die Erfahrung machen, dass das Einbringen ihrer Ideen, aber auch ihrer Kritik gewünscht ist.

Die folgenden beiden Führungsstile erweisen sich in Kombination mit Digital Leadership als sehr erfolgreich:

  • Kooperativer Führungsstil: Ein kooperativer Führungsstil bezeichnet eine Führungsphilosophie, die auf Zusammenarbeit, Partizipation und Konsensbildung basiert. Typisch für den Stil ist die enge Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Im Gegensatz zu autoritären oder hierarchischen Führungsstilen, bei denen Entscheidungen und Anweisungen von oben nach unten gegeben werden, legt der kooperative Führungsstil Wert darauf, die Meinungen, Ideen und Beiträge aller Teammitglieder zu berücksichtigen und gemeinsam zu Entscheidungen zu gelangen. Die Verantwortung verteilt sich somit auf mehrere Schultern, sodass beispielsweise personelle Ausfälle kurzfristig ausgeglichen werden können. Ein Nachteil ist jedoch, dass durch die Einbindung aller Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse diese länger dauern können. Diese Zeit hat ein Unternehmen jedoch nicht immer, weshalb der kooperative Führungsstil, will man vom digitalen Wandel nicht abgehängt werden, nicht dauerhaft ausüben sollte. Weitere Merkmale eines kooperativen Führungsstils können sein:
    • Teilnahme und Empowerment: Der Digital Leader ermutigt seine Teammitglieder dazu, sich aktiv am Entscheidungsprozess zu beteiligen und Verantwortung zu übernehmen. Dies schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und Motivation.
    • Offene Kommunikation: Kooperative Führungskräfte legen Wert auf transparente und offene Kommunikation. Der Digital Leader hört seinen Teammitgliedern zu, respektiert ihre Meinungen und bietet konstruktives Feedback.
    • Konfliktlösung: Der Digital Leader fördert eine konstruktive Herangehensweise an Konflikte und unterstützt seine Teammitglieder dabei, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
  • Der delegierende Führungsstil: Ein delegierender Führungsstil bezeichnet eine Führungsphilosophie, bei der Führungskräfte Autorität und Verantwortung an ihre Teammitglieder delegieren, um Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu erledigen. Dem Team wird also sehr viel Freiraum zur Entfaltung geboten, so hat es innerhalb zuvor kommunizierter Grenzen meist die vollständige Entscheidungsfreiheit. Der Digital Leader tritt demnach in den Hintergrund, gibt jedoch regelmäßig Feedback. Diese Art von Führungsstil eignet sich jedoch nur für Teams, in denen die Mitarbeiter bereits ein hohes Maß an Expertenwissen und Erfahrung erlangt haben. Im Gegensatz zu autoritären Führungsstilen, bei denen die Führungskraft eng in alle Aspekte der Arbeit eingreift, ermutigt der delegierende Führungsstil die Mitarbeiter dazu, mehr Selbstständigkeit und Autonomie zu übernehmen. Weitere Merkmale eines delegierenden Führungsstils können sein:
    • Vertrauen und Empowerment: Der Digital Leader vertraut seinen Teammitgliedern und ermächtigt sie, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihre Aufgaben zu übernehmen.
    • Klare Richtlinien und Erwartungen: Der Digital Leader legt klare Richtlinien und allgemeine Ziele fest, innerhalb derer sich die Teammitglieder bewegen können. Dadurch wird eine klare Ausrichtung auf die Ziele der Organisation gewährleistet, jedoch gleichzeitig ermöglicht, dass verschiedene Wege zur Zielerreichung entworfen werden können. Aus den verschiedenen Möglichkeiten kann dann der effizienteste gewählt werden.
    • Unterstützung und Ressourcenbereitstellung: Der Digital Leader bietet stets Unterstützung und stellt sicher, dass seinen Teammitgliedern die benötigten Ressourcen und Informationen zur Verfügung stehen, um ihre Aufgaben erfolgreich zu erledigen.
    • Entwicklung und Wachstum: Der Digital Leader nutzt delegierte Aufgaben als Gelegenheit für die Entwicklung und das Wachstum seiner Teammitglieder. Er ermutigt zur Übernahme neuer Herausforderungen und unterstützt bei der beruflichen Weiterentwicklung.

Herausforderungen bzw. Gründe für das Scheitern von Digital Leadership

Wenngleich die digitale Transformation eines Unternehmens zahlreiche Vorteile bietet, stehen ihr auch Herausforderungen gegenüber, die bewältigt werden müssen, sodass der digitale Wandel nicht scheitert. Zu diesen zählen unter anderem:

  • Widerstand in der Führungsebene: Widerstand in der Führungsebene kann die Umsetzung einer digitalen Strategie behindern, insbesondere wenn Führungskräfte nicht bereit sind, ihre Denkweise und Arbeitsweise anzupassen. Sie sind für die Belegschaft ein Vorbild und sollten jederzeit mit gutem Beispiel vorangehen.
  • Angst vor dem Neuen und Bedürfnis nach Sicherheit: Mit zunehmender Technisierung der Arbeitswelt wächst gleichzeitig auch das Bedürfnis des Einzelnen nach Sicherheit und Stabilität. Die Digitalisierung von Arbeitsplätzen und -prozessen, die Verwendung von künstlicher Intelligenz und der stetige Ausbau der Vernetzungsmöglichkeiten führen zu Ängsten der Mitarbeiter. Gerade bei denjenigen Generationen, die nicht zu den Digital Natives gehören, entstehen Existenzängste, da man seine eigene Arbeitskraft hinterfragt oder gar anzweifelt, ob man weiterhin benötigt wird. Solche Emotionen führen schnell zu einer generellen Ablehnung von Digital Leadership.
  • Immerwährender Innovationsdruck und stärkerer Wettbewerb: Der Innovationsdruck sowie der Wettbewerb zwischen den Unternehmen wachsen stetig. Die zunehmende Anzahl neuer Marktteilnehmer und die Möglichkeit, dass Kunden Prozesse selbst mithilfe digitaler Tools durchführen können, kann das Geschäftsumfeld verändern. Sowohl der Produktmarkt als auch der Arbeitsmarkt entwickeln sich rasant. In dieser schnelllebigen Arbeitswelt wird es immer herausfordernder, Mitarbeiter zu halten und neue langfristig zu gewinnen. Insofern ist Digital Leadership ein „Heilmittel“, gleichzeitig besteht jedoch jederzeit die Herausforderung, mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten, um nicht abgehängt zu werden.
  • Mangelndes Verständnis für Technologie: Ein Mangel an technischem Wissen und Verständnis kann es erschweren, die potenziellen Vorteile digitaler Technologien zu erkennen und sie effektiv einzusetzen. Gepaart mit einer fehlenden Bereitschaft, sich notwendige Kenntnisse anzueignen, besteht ein großes Hindernis für den digitalen Wandel.
  • Kulturelle Barrieren: Bestehende Organisationskulturen, die auf Hierarchie, Bürokratie oder Angst vor Fehlern basieren, können die Einführung eines kooperativen und innovativen digitalen Führungsstils behindern.
  • Datenschutz- und Sicherheitsbedenken: Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Informationssicherheit können die Einführung neuer digitaler Technologien behindern, insbesondere in sensiblen Branchen oder Organisationen.
  • Mangelnde Ressourcen: Begrenzte Budgets, Zeit und Fachkenntnisse können die Implementierung digitaler Initiativen erschweren und den Erfolg von digitaler Führung beeinträchtigen.
  • Fehlende Integration von Systemen: Uneinheitliche IT-Systeme und fehlende Integration zwischen verschiedenen Technologien können die Effizienz beeinträchtigen und den Erfolg digitaler Transformationsprojekte deutlich schmälern.
  • Mangelnde Schulung und Entwicklung: Ein Mangel an Schulung und Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter und Führungskräfte im Bereich digitaler Kompetenzen führt meist ohne Umwege zum Scheitern der digitalen Initiativen.

Über den Autor - Sebastian Wächter

Sebastian Wächter hat als 18-Jähriger die radikalste Veränderung seines Lebens erfahren. Er stürzt beim Wandern und bricht sich das Genick. Seitdem sitzt er im Rollstuhl - er ist querschnittsgelähmt und kann weder seine Beine noch seine Finger bewegen. Auch ein Großteil seiner Armmuskulatur ist gelähmt. Dennoch gelingt es ihm, sich ein eigenständiges Leben und seine Selbstständigkeit zurückzuerobern. Er hat über Jahre ein Mindset entwickelt, durch das er es geschafft hat, große Herausforderungen zu meistern und ein erfolgreiches Leben zu führen. Die Grundlage hierfür war allerdings ein langer Weg zur Akzeptanz seines Schicksals, erst hierdurch startete seine erfolgreiche Veränderung. Heute ist Sebastian Keynote Speaker und gibt Unternehmen Impulse, wie aus Veränderung auch Fortschritt werden kann. Er wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den "Top-100-Speakern" von Speakers Excellence. Ebenso unterstützt er als Coach Privatpersonen im Umgang mit Veränderung. Sein neues Buch trägt den Titel „Change Mindset“.

Fazit

Von der Vision und Strategieentwicklung bis hin zur Förderung einer Kultur der Innovation und Zusammenarbeit – Digital Leadership spielt eine zentrale Rolle dabei, Organisationen dazu zu befähigen, sich den Herausforderungen der digitalen Transformation zu stellen und das volle Potenzial der digitalen Möglichkeiten auszuschöpfen.

„Wir stehen nicht am Beginn einer digitalen Revolution, sondern mittendrin." - Jeff Bezos

„Der einzige Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten." - Eric Hoffer

Also stellen auch Sie sich der Herausforderung der digitalen Welt und profitieren Sie von den Vorteilen von Digital Leadership.

Das könnte Sie auch interessieren

Mindset - Definition und Mindset-Tipps für Glück & Erfolg

Unser Mindset beeinflusst unser Leben und unseren Alltag ständig. Hier erklären wir Ihnen, was der Begriff Mindset bedeutet und Sie lernen den Unterschied zwischen einem Fixed und einem Growth Mindset kennen. Außerdem lesen Sie, was Sie tun können, um Ihr Mindset positiv zu beeinflussen. Holen Sie sich die Tipps!

Was ist ein Keynote Speaker und welchen Mehrwert kann er bringen?

Referent, Sprecher, Gastredner, Motivational Speaker, Impulsredner und letztlich eben auch der ominöse Keynote Speaker. Inzwischen gibt es viele Begrifflichkeiten, die häufig auch synonym verwendet werden. Bedeuten sie allerdings wirklich das Gleiche? Mitnichten. Ich möchte für Sie etwas Licht ins Dunkel bringen.

Akzeptanz - Definition und Tipps für mehr Akzeptanz

Warum fällt vielen Akzeptanz so schwer? Wie können wir Akzeptanz lernen? Und welche Rolle spielt Akzeptanz für den Umgang mit Veränderung? Hier finden Sie Antworten von jemanden, der es selbst erlebt hat: Querschnittsgelähmter Sebastian Wächter über den Weg zur Akzeptanz.